Startseite

 

 

 

Werkstatt

 

 

 

Firmentradition

 

 

 

Bogen

 

 

 

Anschrift / Kontakt

 

 

 Firmentradition

Firmengründer Hermann Richard Pfretzschner wurde am 28. Februar 1857 als Sohn des Bogenmachers Carl Richard Pfretzschner zu Markneukirchen geboren. Wenn es zu dieser Zeit schon ganz gute Bogenmacher gab, so war doch die Bogenmacherei in der Familie Pfretzschner nur auf niedriger Stufe, es wurden nur ganz einfache Bogen gemacht. Hermann Richard wuchs unter den einfachsten Verhältnissen heran, und nach vollendeter Schulausbildung trat er als Lehrling bei seinem Vater in der Bogenmacherei an. Seine frühzeitige hohe Begabung und sein schon damals hochentwickeltes Violinspiel mögen in ihm die Wurzel gelegt haben, etwas Besseres im Bogenbau zu schaffen. Nach einigen Jahren praktischer Arbeit verließ er im Jahre 1872 die Werkstatt seines Vaters und stellte sich dem damals berühmten Geigen- und Bogenmacher Jean Baptiste Vuillaume (*1798 - †1875) in Paris zur Verfügung. Vuillaume arbeitete nach Vorbild des französischen Altmeisters der Bogenkunst, Francois Tourte (*1747 - †1835), welcher dem Bogen die Form gab, die sich durchgesetzt und bis zur heutigen Zeit auch erhalten hat.

Was er bei diesem großen Meister alles gesehen und gelernt hatte war der Grundstein für seine spätere künstlerische Tätigkeit. Infolge seiner Tüchtigkeit sollte er mit in das Vuillaumesche Geschäft eintreten, aber die Heimat war ihm lieber, und reich an Kenntnissen kehrte er zurück und arbeitete noch einige Jahre bei seinem Vater.

Am 12. November 1880 gründete er in der Schützenstraße Nr. 569/8 in Markneukirchen seine eigene Werkstatt und konnte nun nach freiem Ermessen seinen eigenen Ideen nachgehen.

Im Jahre 1891 konnte er schon seinen ersten Sohn Richard Hermann (*1876 - †1958) als Lehrling in seinem bereits bedeutend angewachsenem Unternehmen in die Bogenmacherkunst einweihen.

Als Zeichen hoher Anerkennung für die tadellosen Lieferungen folgte am 1. Februar 1901 vom damaligen sächsischen König Albert die Auszeichnung als Königlich Sächsischer Hoflieferant. Als Zeichen dieser Ehre wird seitdem das sächsische Königswappen in den Frosch der Bogen eingebrannt. Durch Verbindung mit der Künstlerwelt, insbesondere aber durch die Fühlungnahme mit dem damals wohl größten Geigenkünstler Professor August Wilhelmy glückte es, einen derart vollendeten Bogen, wie er als „Professor-Wilhelmy-Bogen“ heute noch hoch geschätzt wird, herzustellen. Inzwischen wuchs auch der zweite Sohn, Berthold Walter (*1889 - †1983), heran und trat ebenfalls in die Bogenfabrikation ein. Am 27.März 1911 kam von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog von Sachsen Weimar der Titel Grossherzoglich Sächsischer Hoflieferant hinzu.

Zu dieser Zeit unterhielt man unter der persönlichen Leitung von Hermann Richard Pfretzschner sowie seinen beiden Söhnen Hermann und Berthold sogar in Dresden in der Trompeterstraße 7 ein Atelier zur Bequemlichkeit der Dresdner Kundschaft.

Der kommende I. Weltkrieg jedoch trieb die beiden Söhne hinaus, sodass sich der Seniorchef wieder allein mit der Bogenfabrikation befassen musste. So wurde seine schon schwer angegriffene Gesundheit aufs neue erschüttert, wovon er sich auch nicht wieder erholte und im Jahre 1921 starb.

Seine beiden Söhne hielten jedoch die Bogenmacherkunst auf voller Höhe und erzielten noch mehr Erfolge. So die weitere restlose Vervollkommnung des selbst einhängbaren Bogenbezugs „H. R. Pfretzschner Monopol Haarbezug“ und die Herausbringung des wunderbaren Künstlerbogens „H. R. Pfretzschners Ideal“ mit seinen prächtigen Eigenschaften.

In den Jahren 1928 bis 1930 kamen dann auch Bertholds Sohn Horst Richard (*1914 - †1989) sowie Hermanns Sohn Theodor Hermann (*1915 - †1979) als Bogenmacher an die Werkbank.

Zahlreiche Musiker aus aller Welt spielten seither mit Zufriedenheit die Bogen aus dieser Werkstatt, was entsprechende Korrespondenzen und Referenzen noch heute belegen können. 

Durch den II. Weltkrieg und der daraus resultierenden Teilung Deutschlands erlitt die Firma jedoch einen nicht wieder gut zu machenden Schaden. Die Firma mit mehreren Mitarbeitern galt in der DDR, im Gegensatz zu anderen allein arbeitenden Bogenmachern, als kleiner kapitalistischer Betrieb und wurde deshalb durch immense steuerliche Forderungen in finanzielle Bedrängnis gebracht. So sah sich Horst Pfretzschner als damaliger Inhaber im Jahre 1966 gezwungen, seine Selbständigkeit aufzugeben. Er trat der „PGH Sinfonia“ bei, diese wurde im Jahre 1972 zum VEB verstaatlicht und im Jahre 1985 in den „VEB Musima“ integriert. In all diesen Jahren wurde fast nur noch für den Export gearbeitet. Die Bogen waren, wie schon in all den ganzen Jahren, sehr gefragt und wurden in die ganze Welt verkauft. Dies führte allerdings auch dazu, das an die Kunden der Werkstatt überhaupt nichts mehr verkauft werden konnte bzw. durfte, was wiederum zur Folge hatte, dass der Kundenstamm verloren ging. Es blieb lediglich ein gewisser Kundenkreis bestehen, der Bogen zu Reparaturen in die Werkstatt schickte oder selbst brachte.

Im Jahre 1988 erhielt ein von Heinz Pfretzschner gefertigter Violinbogen bei der Leipziger Frühjahrsmesse die Goldmedaille. Diese Auszeichnung, die bis dahin noch keinem anderen Bogenmacher zuteil wurde, ist Beweis der hohen Qualität seiner Bogen. Nachdem im Frühjahr 1989 Vater Horst Pfretzschner unerwartet schnell verstarb, arbeitet Heinz Pfretzschner nur noch mit seinem Sohn René im elterlichen Betrieb.

Erst durch die politische Wende im Herbst 1989 / Frühjahr 1990 wurde es möglich, nun wieder nach freiem Ermessen dieses Handwerk ausüben zu können und die Tradition im Sinne des Gründers fort zu setzen.